Einbahn Prolet | True Story
Dummheit ist das neue Chic
Der Einbahn Prolet
An einem sonnigen Dienstag-Vormittag im Sommer ´25 fuhr ich auf meinem Velociped a.k.a. Fahrrad, vom Heuplatz* und der Bahnhofstraße kommend, durch die Klagenfurter Burggasse, die ja bekanntlich eine Einbahn, eben in dieser Richtung ist, in Richtung Neuer Platz.
* Heuplatz: Nein, ich war nicht in den City Arkanden. Ich war beim Bäcker in der Wiener Gasse gewesen, um zwei dieser spiraligen, mit Sesam, Mohn und etwas Salz und Schwarzem Pfeffer belegten Köstlichkeiten zu erwerben.
Zurück in die Burggasse.
Auf der Höhe des Moser-Verdino kam mir, aus Richtung Neuer Platz, also entgegen der Einbahn, ein brandneues, weißes BMW-Cabrio mit Klagenfurter Kennzeichen entgegen. Am Steuer ein bereits etwas, oder besser etwas weiter in die Jahre gekommener Wörthersee-Beau, eine Hand am Steuer, oben mittig.
Sein Gesicht wie eine alte, schlecht gepflegte rot-braune Ledertasche. In der Farbmischung deutlich mehr Rot denn Braun. Gegerbte Haut, eine beeindruckende Anzahl tiefer Falten. Die Haare strohweiß, lang und schütter. Offenbar genremäßig mit einem stets neu nassem Kamm nach hinten frisiert, leicht im Fahrtwind wallend. Fransige, weiße Koteletten. Große, mit sehr, sehr, sehr eigenartig gefärbten Gläsern versehenen Sonnenbrille. Die Tönung dieser besonderen Gläser näher zu beschreiben erspare ich euch – und vor allem mir. Das wäre dann nämlich ein typischer Fall von „Zu viele Noten, Mozart!“ Die Fassung der Sonnenbrille hatte eine sehr ähnliche Färbung, jedoch um einen Tick dunkler. Sieben Komma Fünf Tage Bart, auch eher schütter. Seitlich Kinn ein Barthaar, das den letzten drei, vier oder fünf Rasuren auf wundersame Weise entkommen sein mag. Am Hals etliche Kollegen des Barthaar-Veteranen vom Kinn. Alle schneeweiß. Hellblaues, deutlich zu kleines Seidenhemd, bis unter den Nabel aufgeknüpft.
Miene.
Tja, ähm, wie beschreibe ich es treffend…
Ah, das könnte passen:
Karikatur einer Billigstausgabe von Jacques-Yves Cousteau im Alter von Hundert und Sieben. Mit der Laune von Jason Statham, wenn ihm eben eine Horde schwerstens bewaffneter, böser Jungs total auf den Geist gehen.
Ich bin stehengeblieben, und hab´ ihm ein
“Achtung! Sie fahren gegen die Einbahn!” zugerufen.
Dabei hab´ ich wie ein, Polizist aus früheren Zeiten beim Regeln des Verkehrs an einer Kreuzung, deren Ampeln ausgefallen waren, mit meinen Armen gewedelt.
Darauf er beim Vorbeifahren:
“Halt dei´ fotzblede Gosch´n, du Oaschloch du vasifftes!”
– und hat stärker auf sein Gaspedal getreten.
An der Kreuzung mit der Bahnhofstraße, bis wohin ihm auf wundersame Weise kein anderes Automobil entgegen gekommen war, bog er rechts ab.
Schätze mal, der ist Wähler jener Partei, deren Chef der dann doch nicht VoKaKi ist…
© 2025 by Karl Rittmann
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